Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel
So langsam nimmt der Unternehmerstammtisch Laim wieder an Fahrt auf. Und auch in unserer neuen Location, im togather in der Schwanthaler Straße haben wir uns mittlerweile eingelebt und sind von der netten Atmosphäre begeistert. Von der Speisekarte natürlich auch.
Beste Voraussetzungen also für einen interessanten und informativen Stammtischabend. Der wurde bestritten von Ralf Herfort, Hausleiter im Jobcenter Laim-Schwanthalerhöhe und Heiko Miethlau vom Arbeitgeber-Service des Jobcenters. Beide Herren gaben einen aufschlussreichen Einblick in die Arbeit des Jobcenters bei der Vermittlung von Arbeitskräften – und beleuchteten dabei die beiden Seiten des Vermittlungsprozesses, die des Arbeitgebers und die des (zukünftigen) Arbeitnehmers. Die Kundenstruktur (Alter, Geschlecht, Herkunft, Nationalität, Bildungsstand, Familienverhältnisse) spielte in den Betrachtungen ebenso eine maßgebliche Rolle wie die Anforderungen von Unternehmen, die Personal einstellen möchten – und ggf. zurückschrecken, weil sie ein bürokratisches Antragswirrwarr erwarten. Überraschenderweise ist das alles gar nicht so schlimm, die beiden Referenten verwiesen auf die kompetenten Mitarbeiter im Jobcenter, die beide Parteien zusammenbringen möchten und aus einem interessanten Pool an Arbeitskräften schöpfen können. Mit den vielen Geflüchteten aus der Ukraine hat sich die Situation noch einmal verändert, aber auch von dort kommen fleißige Menschen, die trotz aller Unsicherheiten, Hindernisse und Sprachbarrieren zeitnah eingesetzt werden können. Derzeit stehen weit mehr als 6500 Ukrainer/innen in den Wartelisten der Münchner Jobcenter.
Insgesamt spiegelt die Kundenstruktur in den Jobcentern die Lebensrealität einer multikulturellen Großstadt wider. Dort sind eben nicht nur Hilfskräfte zu finden, sondern auch Softwareentwickler, Immobilienkaufleute und viele Menschen, die durchaus beachtliche Schul- und Universitätsabschlüsse vorweisen können oder sogar promoviert haben.
Und damit Einstellungen, Qualifizierungen, Umschulungen oder Praktika mit wenig Reibungsverlust funktionieren, gibt es einen ganzen Blumenstrauß an Förderinstrumenten, mit denen Arbeitgeber in die Lage versetzt werden, die Kosten für die Übernahme von Mitarbeitern aus dem Pool der Jobcenter, für Aus- und Weiterbildung, für Löhne und Gehälter, für Fahrtkosten etc. abzufedern. Zudem bieten die Jobcenter vielfältige vorausgehende Maßnahmen wie assistierte Ausbildung, Teilzeit-Berufsausbildung oder Einstiegsqualifizierung, um Arbeitgebern Aufwände zu ersparen und Menschen in Lohn und Brot zu bringen. Ebenso werden Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter in Beschäftigung unterstützt und gefördert. Darüber hinaus gibt es ganz besondere Beratungsleistungen und Angebote der Kostenübernahme, wenn Unternehmen schwerbehinderte Menschen einstellen.
Mit regelmäßigen eigenen Events, die sowohl in den Jobcentern als auch beim Arbeitgeber stattfinden können, bringen die Fachberater Angebot und Nachfrage zusammen, beispielsweise bei Stellenbörsen, bei einem Bewerbertag oder mit gezielten Beratungen durch den Arbeitgeber-Service.
Ziel für die Jobcenter ist jedoch immer die Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse und die nachhaltige Beendigung der Hilfsbedürftigkeit. Wer schnell mal Arbeitskräfte sucht, um Personalengpässe zu stopfen (und sich das Ganze auch noch vergolden lassen will), ist bei den Jobcentern der Münchner Arbeitsagentur an der falschen Adresse.
Das vielfältige Beratungs- und Förder-Angebot der Jobcenter sorgte für Erstaunen bei den Teilnehmern des Unternehmerstammtisches, viele der umfangreichen Maßnahmen waren schlichtweg unbekannt. Auch konnten Ralf Herfort und Heiko Miethlau im anschließenden Gespräch mit manchen Vorurteilen aufräumen – die Praxis zeigt, dass die Mehrzahl der Jobcenter-Kunden fleißige Menschen sind, die (auch wenn es manchmal dauert) erfolgreich in solide Arbeitsverhältnisse vermittelt werden können.
Am Ende war es wieder einmal ein interessanter Stammtischabend, bei dem jede Menge Wissenslücken geschlossen werden konnten.
In eigener Sache: Der Unternehmerstammtisch Laim besteht seit 2009. Wir sehen uns als lebendige Community, zu der alle Stammtischler ein klein wenig beitragen – das hat in den letzten 13 Jahren immer ganz gut funktioniert. Auch wenn unsere Plattform nach der langen Corona-Pause erst wieder anlaufen muss: Von 13 angemeldeten (!) Gästen sind bei diesem letzten Stammtisch ganze 2 (!) gekommen – und einer, der gar nicht auf unserer Liste stand. Immerhin zwei schriftliche Absagen haben uns nach Stammtischende noch erreicht. Bitte meldet euch in Zukunft nur an, wenn ihr wirklich am Unternehmerstammtisch teilnehmen möchtet – oder sagt rechtzeitig ab, damit wir ein wenig planen können. Vielen Dank!
Sabine Haag und ich investieren viel Zeit und natürlich auch den einen oder anderen Euro in den Unternehmerstammtisch – wenn uns jemand mit Rat und Tat unter die Arme greifen möchte, ihr rennt offene Türen ein. Danke!
Michael Schmidt