Off-Facebook Activities: Wir müssen leider draussen bleiben
Der „Cambridge Analytica Skandal“ dürfte vielen noch in Erinnerung sein. Anfang 2018 wurde bekannt, dass die Firma Cambridge Analytica die personenbezogenen Daten von Millionen von Facebook-Profilen ohne deren Zustimmung erfasst und für politische Werbezwecke verwendet hatte. Seither arbeitete das soziale Netzwerk daran, die Datenschutzkontrolle zu verbessern und Funktionen zu entwickeln, die mehr Kontrolle über die Sammlung, den Austausch und die Verwertung von Nutzerdaten ermöglichen.
Facebook stellt nun allen Usern weltweit sein Feature „Aktivitäten außerhalb von Facebook“-Tool (Off-Facebook Activity) zur Verfügung, mit dem sich u.a. steuern lässt, welche Anwendungen und Websites auf Daten für Werbezwecke zugreifen können. Mit der neuen Datenschutzfunktion wird ermöglicht, Websites und Anwendungen Dritter zu verwalten und zu löschen, die Facebook-Userdaten tracken. Die Funktion wurde erstmals 2018 auf der jährlichen Entwicklerkonferenz von Facebook vorgestellt und im vergangenen Jahr zunächst für Nutzer in ausgewählten Regionen freigeschaltet.
Als das Tool 2018 erstmals angekündigt wurde, hatte es einen ganz anderen und viel benutzerfreundlicheren Namen: „Clear History“. Doch die Macher dachten, mit diesem Namen ihre Nutzer zu verwirren – „Clear History“ impliziert immerhin, dass ein kompletter sozialer Verlauf in der virtuellen Mülltonne landet. Dem war natürlich nicht so, dennoch: der neue Name soll verdeutlichen, welche Art von Daten gelöscht werden, nämlich die „Off-Facebook-Aktivitäten“.
Mit den nun möglichen Einstellung bringt Facebook den Datenschutz innerhalb des sozialen Netzwerks ein ganzes Stück voran. Denn nun können Anwendungen Dritter von den Facebook-Nutzerdaten ferngehalten werden. Dabei ist das Datensammeln gar nicht das eigentliche Problem – vielfach verfügen die Fremdprogramme über bedenkliche Datenschutz-Einstellungen und können/wollen Nutzerdaten nicht wirksam schützen. Zum anderen werden Nutzerdaten frischfröhlich abgegriffen, vermittelt und für Werbezwecke verkauft – selbstredend ohne den Facebook-User darüber in irgend einer Form in Kenntnis zu setzen.
Andere Unternehmen geben Facebook Rückmeldung über Aktivitäten auf ihren Websites, die Facebook wiederum verwendet, um relevante Werbung auszuspielen. Und natürlich profitiert auch Facebook von den gesammelten Daten, die Dritte erheben und mit Facebook teilen.
Das Off-Facebook-Aktivitäts-Tool gibt nun eine klare Auskunft darüber, welche Anwendungen und Websites Daten gesammelt haben, wie Facebook die Informationen erhalten hat, wie viele Interaktionen (Einloggen, Suchen, Einkäufe usw.) es erhalten hat und vieles mehr. Facebook-User können sich dann entscheiden, die Verbindung des Drittanbieters zu Facebook zu unterbrechen. Doch das gilt nur für diese Plattform – wenn der Drittanbieter alle Daten, die er über Sie gesammelt hat löschen soll, muss weiterhin ein eigenes Verfahren ausserhalb Facebooks initiiert werden – ein kompliziertes Unterfangen, insbesondere wenn die Anbieter im aussereuropäischen Ausland sitzen.
Die Funktion ist recht kompliziert – unter Umständen werden ein paar hundert Anwendungen und Websites angezeigt, die Daten mit Facebook austauschen. Außerdem müssen Facebook-Benutzer ihr Passwort erneut eingeben, um mit dem Tool arbeiten zu können, auch wenn sie schon eingeloggt sind. Auch hindert die Schaltfläche „Verlauf löschen“ Drittanbieter nicht daran, auch in Zukunft Daten abzugreifen und zu verwerten. Und schließlich werden jede Menge Warnungen angezeigt, dass das Löschen des Verlaufs den Rauswurf aus zahlreichen Anwendungen zur Folge hat. Damit möchte Facebook wohl verhindern, dass die neue Funktion all zu exzessiv eingesetzt wird.