Finito…
Wieder sind zwei mir näher bekannte Einzelhändler „den Bach runtergegangen“. Dabei waren ihre Läden lokale Anlaufpunkte und soziale Treffpunkte gleichermaßen – die Geschäfte wurden gern und oft genutzt für die Dinge des täglichen Bedarfs und ein Schwätzchen zwischendurch.
Nun mag das nicht ausreichen, um einen Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und ganz sicher haben andere betriebswirtschaftliche Parameter ebenfalls zur Schließung beigetragen. Dennoch stellte sich im Gespräch heraus, dass der Hauptschuldige schnell ausgemacht war: Die „Konkurrenz im Internet“ hat mal wieder alles zunichtegemacht.
Lassen Sie uns diese Aussage mal auf Logik und Wahrheitsgehalt überprüfen.
„Konkurrenz im Internet“ setzt zunächst einmal voraus, dass man selbst in diesem Medium engagiert ist. Das ist bei zahlreichen klein- und mittelständischen Unternehmen und gerade bei kleinen Einzelhändlern auch nach 15 Jahren kommerziellem Internet noch immer nicht der Fall. So auch bei unseren beiden Pappenheimern – die noch nicht einmal versucht haben, im Web Fuß zu fassen: Einer der beiden Händler war überhaupt nicht via Internet erreichbar, der andere schmückte sich seit knapp einem Jahrzehnt mit einer „Baustellenseite“ eines bekannten Massenhosters.
Unverständlich, denn Einzigartigkeit, Service, Produktpalette und Reputation lassen sich durchaus ins Web übertragen – auch wenn nicht gleich ein riesiger Online-Shop implementiert wird. So wurde seit Jahren eine Riesenchance vertan, auf zwei gute und außergewöhnliche kleine Unternehmen aufmerksam zu machen, die in ihrer Branche ihresgleichen suchten und bei ihren Kunden hoch angesehen waren. Stattdessen verließ man sich auf Laufkundschaft und das, was davon im Laden hängen bleibt.
Dabei ist es mithilfe von Web und sozialen Medien so einfach, neue Interessenten und Kunden auch aus dem lokalen und regionalen Umfeld zu generieren – wenn man ein paar Stellschrauben bewegt, die üblichen Fallstricke umgeht und die Neuen Medien nicht sich selbst überlässt.
Schade. Wieder zwei nette Geschäfte weniger, in die auch viele andere potenzielle Kunden einkaufen gegangen wären – wenn sie nur davon gewusst hätten! „Menschen, die Ihre Produkte nicht finden, werden sie auch nicht kaufen.“ wusste schon Internet-Urgestein Jacob Nielsen vor über 15 Jahren zu berichten – und diese Aussage hat keinesfalls an Aktualität verloren, im Gegenteil: Mit mobiler Information und sozialen Netzwerken sind weitere Kanäle hinzugekommen, die der lokale Einzelhandel im Großen und Ganzen brach liegen lässt – und so wird der Kuchen eben unter den Branchenriesen aufgeteilt.
Es ist natürlich einfach, die „Konkurrenz im Internet“ für den geschäftlichen Misserfolg haftbar zu machen. Kleine und lokale Einzelhändler wären gut beraten, ihr Geschäftsmodell auf Aktualität und „Internettauglichkeit“ zu überprüfen.
Michael Schmidt
Foto: Maksym Yemelyanov